Choreografische Uraufführung | 2. September 2011 Opernhaus Zürich |
Choreographie | Heinz Spoerli |
Musik | Antonín Dvořák |
Bühne | Florian Etti |
Kostüme | Heinz Spoerli |
Sarah-Jane Brodbeck, Pornpim Karchai, Samantha Mednick, Galina Mihaylova, Vittoria Valerio
Nathan Chaney, Olaf Kollmannsperger, Vahe Martirosyan, Daniel Mulligan, Filipe Portugal
Den Abschluss des neuen Ballettabends bildet eine Uraufführung: Ballettdirektor Heinz Spoerli stellt seine neueste Schöpfung vor. Diesmal hat er sich von der Kammermusik Antonín Dvořáks anregen lassen. Dessen «Amerikanisches Streichquartett» in F-Dur op. 96 hat ihn zu einem Ballett inspiriert, das sich ganz dem Fluss dieses reizvollen Werkes hingibt. Bühnenbildner Florian Etti hat dazu ein abstraktes Objekt geschaffen, das sich im wechselnden Licht auf vielfältige Weise verwandeln und verschiedene Assoziationen transportieren kann.
Der Titel spielt auf den Ort der Entstehung von Dvořáks Streichquartett an. Er komponierte es während seiner Zeit als Leiter des New Yorker National Conservatory of Music anlässlich eines Sommeraufenthaltes in dem kleinen Ort Spillville, im Staate Iowa gelegen, mitten im Mittleren Westen der USA. Der Ort wurde von einer Gruppe tschechischer Auswanderer gegründet. So konnte der Komponist, der zuvor bereits seine berühmte Sinfonie «Aus der Neuen Welt» abgeschlossen hatte, im Sommer 1893 die Ferien in einer Umgebung verbringen, die schon von der Landschaft her dem schmerzlich vermissten Böhmen gar nicht so unähnlich war. Umgeben von Landsleuten, verlebte Dvořák in Spillville mit seiner Familie einen erholsamen Sommer, der ihm die Musik zu seinem Streichquartett ganz zwanglos eingab.
Neben der idyllischen Natur (ein Vogelruf gehört zu den Hörerlebnissen, die Dvořák verarbeitet hat) brachte Spillville den Komponisten auch in Berührung mit den Tänzen und Rhythmen der einheimischen Indianer, die regelmässig ins Dorf kamen, um ihre Kräuter auf dem Markt feilzubieten. Neben den Anklängen an die böhmische Heimat und dem «Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande» (um Beethovens Motto zum ersten Satz seiner 6. Sinfonie, der «Pastorale», zu zitieren) flossen also auch indianische Klänge in das Werk ein, das deshalb nicht zu Unrecht den Beinamen «Amerikanisches Streichquartett» trägt. Selbst das Orgelspiel, das Dvořák allmorgendlich in der Dorfkirche von Spillville pflegte, wird an einer Stelle im Finalsatz des Quartetts, die wie ein kleiner Choral klingt, hörbar.
Zum langsamen Satz des Quartetts, einem elegisch sich verströmenden Lento, hat Heinz Spoerli einen innigen Pas de deux choreografiert. Sehnsucht und Erfüllung scheinen hier beinahe zur Deckung zu kommen. Heinz Spoerli: «In diesem Satz habe ich Dvořáks Sehnsucht nach seiner fernen Heimat verspürt. Und auch die Sehnsucht nach Zweisamkeit. Beide Empfindungen machen es zu einer sehr dankbaren Musik für mich als Choreografen. Im übrigen habe ich mich bei der Arbeit an ‹In Spillville› weniger auf die Situation des Komponisten während der Entstehungszeit bezogen, sondern die Musik auf einer abstrakteren Ebene in Tanz übersetzt.» Man darf gespannt sein auf das Resultat von Heinz Spoerlis Beschäftigung mit Antonín Dvořáks «Amerikanischem Streichquartett», mit der der neue Ballettabend ausklingt. Gespielt wird das Werk von Musikern des Orchesters der Oper Zürich.
Musik von Antonín Dvořák: Streichquartett Nr. 12 in F-Dur op. 96, „Amerikanisches Quartett“
Gesamtdauer des Werkes: 25 Minuten (ohne Pause)
The Vertiginous Thrill of Exactitude (William Forsythe),
Duo Concertant (George Balanchine),
Duo aus 27’52” (Jiří Kylián), In Spillville (Heinz Spoerli)